INNERES KIND

Das Innere Kind:

Das „Innere Kind“ repräsentiert einen Teil in uns, der durch früheste Prägungen entscheidende Gefühle, Verhaltensmuster und Wertvorstellungen aufnimmt. Es ist die Schlüsselfigur unserer Gefühlswelt, der meisten ungelösten und unlösbar scheinenden Lebensprobleme.

Es ist dafür verantwortlich, ob wir risikofreudig und eher passiv sind oder ob wir zu verletzbaren, robusten, liebesfähigen oder kargen Menschen werden. Es hat Einfluss, ob der Körper besser oder schlechter funktioniert.

Vor allem in Partnerschaften und allen zwischenmenschlichen Beziehungen zeigt sich das „Innere Kind“ sehr deutlich.

Die positiven Aspekte, wie Spontanität, Begeisterungsfähigkeit, Staunen, Neugier, Lebendigkeit oder auch die Fähigkeit, ganz in der Gegenwart sein zu können, treten leider nicht mehr so häufig in Erscheinung. Vor allem, wenn diese Eigenschaften bereits während der Kindheit nicht richtig gelebt werden durften.

Vertrauter sind dagegen die weniger erfreulichen Merkmale des Kindes in uns, wie die Verwundbarkeit, die Angst verletzt und zurückgewiesen zu werden, Wut und Trauer, die Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung, nach der Bestätigung, dass wir in Ordnung sind.

Diesem Kind steht ein „Innerer Erwachsener“ gegenüber. Er ist im Laufe unserer Entwicklung entstanden und umfasst alle Glaubensmuster sowie unser heutiges Denkmuster, ob bewusst oder unbewusst.

Kinder, die wenig Aufmerksamkeit und Liebe erfuhren, haben dadurch als Erwachsene auch meistens ein geringes Selbstwertgefühl.

Wir gehen oft genauso mit uns selbst um, wie wir früher behandelt wurden, ob gut oder schlecht. Wann immer wir zu hören bekamen, dass wir z.B. völlig unwichtig seien oder alles falsch machten, dann haben wir uns für nicht liebens- oder auch lebenswert gehalten. Wurden unsere Gefühle nicht ernst genommen, dann haben wir mit unseren damaligen nützlichen Überlebensstrategien gelernt, sie zu beschönigen, zu ignorieren oder zu verdrängen.

Oft kommen diese verdrängten und verbannten Ereignisse in uns aber nicht zu Ruhe und wir finden keinen wirklichen Frieden in uns. Diese abgespalteten Anteile in uns fordern unsere Aufmerksamkeit und bedürfen der Aufklärung. Sie äußern sich oft im krankhaften Ausdruck der psychosomatischen Erkrankungen. Die Arbeit mit dem „Inneren Kind“ hat zum Ziel diese Gefühlsanteile wahrzunehmen, anzunehmen, zu integrieren und die schmerzhaften Gefühle zu transformieren.

Dieses Kind lebt immer in uns und sucht überall nach Liebe, die es damals nicht ausreichend bekommen hat.

Es resultiert ein Nachholbedarf mit dem Verlangen, diese Anerkennung und Liebe jetzt als Erwachsener von anderen in Beziehungen und Partnerschaften zu bekommen, was zu Beziehungsproblemen führen kann. Man kommt in eine emotionale Abhängigkeit bzw. Co-Abhängigkeit.

Aus Angst zurückgewiesen zu werden und nicht liebenswert zu sein, tun Menschen häufig überwiegend all das, was man von ihnen erwartet, nur um diese Zurückweisung mit Liebesentzug zu vermeiden. Das führt wiederum zur Abhängigkeit, vor allem von Partnern. Man ich auch leicht manipulierbar. Klammern an den Partner kann zum Ausdruck dieser Angst werden, was den schnellsten Weg zum Ende einer Beziehung bedeuten kann. Dadurch wird wiederum das Bild von sich selbst, nicht liebenswert und nicht gut genug zu sein, bestätigt. Es ist ein Teufelskreis!

Wurden wir in der Kindheit sehr verletzt, so entstand meist eine negative Selbstbewertung (negativer Glaubenssatz) und automatisch darauf folgend eine Verhaltensstrategie.

Beispiel:

Ein Kind in der Volksschule wird von seiner Lehrerin befragt. Das Kind weiß die Antwort nicht, die Lehrerin schimpft und die Mitschüler lachen. Automatisch entsteht der negative Glaubenssatz, der heißen kann:

„Ich bin blöd“

„Ich bin unfähig“

„Ich bin ein Versager“

Nun fühlt sich das Kind schlecht und sucht unbewusst nach einem Ausweg aus der Situation. Es folgt die Verhaltensstrategie, die sein könnte:

„Ich weiß es besser“ (man muss beweisen, dass man der Beste ist)

„Es hat eh alles keinen Sinn“ (zieht sich in die Hilflosigkeit zurück)

„Es ist mir alles egal“ (unterdrückt und geht in die Selbstverleugnung)

Diese traumatischen Erlebnisse werden als Ganzes im limbischen System des Gehirns gespeichert. Passiert nun im Erwachsenenalter eine Situation, die jener in der Schule ähnlich ist (und dies braucht nur ein kleines Detail sein, welches wir über einen oder mehrere unserer 5 Sinne wahrnehmen), dann wird das gesamte traumatische Erlebnis mit dem negativen Glaubenssatz und der Verhaltensstrategie vom Gehirn abgerufen.

Beispiel:

Ein Manager muss eine Rede vor größerem Publikum halten. Er hat sich gut vorbereitet, aber dennoch fühlt er sich plötzlich schlecht, als er vor den Menschen steht. Er denkt sich „ich bin blöd“, „ich kann das nicht“, er bekommt die gleichen Symptome wie damals in der Schule – feuchte Hände, einen Kloß im Hals, weiche Knie. Und er reagiert natürlich genauso wie damals.

Ist sich dieser Manager aber bewusst, dass er in einer alten Geschichte feststeckt, die mit dem jetzigen Erwachsenen überhaupt nichts zu tun hat, dann hat er eine Wahlmöglichkeit. Er kann sich bewusst machen, dass er jetzt erwachsen ist und dass er sich gut vorbereitet hat. Dadurch beruhigt er sich, die Symptome verschwinden und es ist ihm möglich zu agieren und einen guten Vortrag zu halten.

Im Gespräch wird man mit den unterschiedlichsten Problemen konfrontiert. Oft zeigt sich, dass der Klient ein verletztes „Inneres Kind“ in sich trägt. Hier gibt es einen guten Ansatzpunkt, um den Klienten dabei zu unterstützen, damit er sich selbst und seine Verhaltensmuster erkennen kann.